Nichts geht mehr im Bootshaus. Seit Monaten. Na und! Dann trainieren wir eben im Wohnzimmer, zwischen Kinderbett und Schulschreibtisch, im Keller neben Waschmaschine und Essenvorräten, auf der Terrasse bei Schnee oder rennend in der Wuhlheide. Allein, zu zweit oder online in großen Gruppen. Wenn es auch diesen Winter alles etwas anders und gewöhnungsbedürftig ist, wir haben zahlreiche Corona-Maßnahmen für uns entwickelt, damit alle gesund und sportlich durch den Winter kommen. Da macht der kleine Bruder bei den Jugendlichen mit, da schwitzt der 19-Jährige mit den Mittvierzigern. Der SportClub Berlin-Köpenick hält sich fit – und zusammen.

Schon im ersten Lockdown ab März 2020 traf sich die Juniorengruppe mehrmals pro Woche im virtuellen Corona-Camp.

Auch diesen Winter wird für die Ausdauer im Home-Modus auf dem eigenen Sportgerät gerudert, im heimischen Viertel gejoggt (manchmal in Begleitung der Co-aktiven Eltern oder eines nahewohnenden Vereinskameraden), es wird Rennrad gefahren oder da werden wie jüngst spontan die Skier angeschnallt. Halt dann jeder in seinem Kiez, mit Tracking-Gerät und viel Eigenmotivation. Beim Krafttraining per Videoschalte heben die Sportler derzeit nicht nur Hanteln, sondern auch mal Kartoffelsäcke, Wasserkästen oder spannen sich prall gefüllt Rucksäcke hinten drauf. Alles, was die Gewichte im Verein irgendwie ersetzen kann, ist recht.

Seit November sind auch viele andere Gruppen des Vereins via Live-Schalte aktiv, zur Freude einer breiten Sportlermasse. Die Anfängerkinder treffen sich nun zweimal pro Woche und turnen durch die eigenen Wohn- und Kinderzimmer. Im Dezember absolvierten sie einen sportlichen Weihnachtskalender, jeden Tag eine neue Challenge. Die Regattakinder finden sich ebenfalls dreimal in der Woche online oder am Samstag auch in 1:1-Betreuung zum Ergo-fahren im Verein ein. Vor allem die Eltern danken es den Trainern, dass die Kids sich mal bewegen und auspowern.

Diesen Winter besonders aktiv: Die erwachsenen Quereinsteiger. „Wir machen im Lockdown sogar viel mehr Sport als sonst, wenn wir uns im Verein treffen“, heißt es aus Kreisen der Sportgruppe, die sich einmal wöchentlich virtuell in der Nixe 2 trifft. Dazu gehören mittlerweile auch alt eingesessene Mastersruderer, die sich eingeklinkt haben und das abendlichen Schweißbad zelebrieren.

Mit kleinen, corona-konformen Wettkämpfen hält sich die Meute zusätzlich bei Laune. Es findet sich ja immer ein Anlass, mal die eigenen Reserven zu testen. Heiligabend und Silvester rannte die gesamte Juniorengruppe durch ihre Joggingreviere vor der Haustür. Anfang Januar gingen knapp 30 Mitglieder beim Nudelsprint @home und gestaffelt in 2er-Gruppen auf dem Bootsplatz an den Start. Jeder für sich, aber alle zusammen.

Seit einigen Wochen nehmen die Regattakinder an dem Kilometer-Wettbewerb der Berliner Ruderjugend teil. Zahlreichen Eltern und Quereinsteigern gefiel die Idee gut, für jeden Lauf und jede Rad- oder Ergofahrt Kilometer gut geschrieben zu bekommen und damit virtuell in Berlin von Verein zu Verein über die Berliner Gewässer zu ziehen. Also gibt es für die Erwachsenen einen vereinsinternen Kilometerwettbewerb. Gerüchte gehen um, dass manche schon ein zweites Mal die Strecke zwischen Spandau und Karolinenhof „abfahren“.

Drei ganz ambitionierte Aktive haben sich sogar diesen Winter dem Ergomarathon gestellt. Allen voran die Erdmänner, Senior Tim ebenfalls dabei. Drei Stunden und länger aufm Ergo schrubben, da muss man ausreichend Motivation mitbringen – oder eben Zeit. Wann also Ergomarathon fahren, wenn nicht jetzt. Mit ein paar Nussriegel zum Knabbern zur Seite sowie ausreichend zu Trinken absolvierten die drei die Strecke in 2 Stunden 52 Minuten (Marten), 3 Stunden und 4 Sekunden (Tim) und 3 Stunden und 10 Minuten Minuten (Stefan). Für solchen einen engagierten Einsatz wurden haushaltsintern sogar Medaillen gebastelt.

Mitte Februar gab es dann sowas wie ein Winter-Super-Wettkampf-Wochenende. Zehn Sportlerinnen und Sportler gingen beim virtuellen Plänterwaldlauf des Vereins ABC Zentrum Berlin an den Start. Unser Youngster Micha rannte bei 120 Gegner auf Platz 12, Leon auf Platz 14. Alex und Finley führten ihre Altersgruppe an. Willie rannte bei 119 Gegner auf Platz 10 und gewann in seiner Altersklasse. Am nächsten Tag stellten sich vier Nachwuchssportler den nationalen und internationalen Teilnehmern der Deutschen Ruderergometer-Meisterschaft, die digital und damit wieder vom Bootsplatz in der Nixe aus stattfinden konnte. Hier verzeichnen wir stolz: Platz 9 für Tim bei den leichten Senioren.

Und wenn am Mittwoch wieder die Innenminister zusammenkommen, sind wir auf alles gefasst. Denn wir wissen: Wir werden uns diese verrückte Zeit schon schön sportlich machen.